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Ist Mund zukleben eine gängige Behandlung bei Schlafapnoe?

Nachts den Mund zuzukleben, um seine Schlafprobleme zu lösen, klingt zunächst einmal nach einem skurrilen TikTok-Trend. Auf TikTok veröffentlicht wurde das Video über das “Mouth Taping” tatsächlich, doch in dem Fall ist der Verfasser US-Gesundheitsexperte Coryl Rodriguez. Das Zukleben des Munds zwingt zur Nasenatmung, die sehr viel gesünder als die Mundatmung ist. Doch hilft da wirklich nur ein Mundpflaster und ist das Zukleben des Munds nicht gefährlich? Wir haben uns den vermeintlichen Gesundheitstipp genauer angesehen.

Woher stammt die Methode des Mouth Tapings?

Dem Hype um die Methode, sich nachts ein Pflaster auf den Mund zu kleben, folgen mittlerweile auch viele prominente Personen. Nicht nur ausschließlich jüngere Menschen lassen sich davon animieren, es auszuprobieren. Ihren Ursprung hat die Methode in der Buteyko-Atemtechnik, benannt nach dem russischen Arzt und Wissenschaftler Konstantin Pawlowitsch Buteyko.

Dieser fand vor rund 70 Jahren heraus, dass sich unter anderem chronischer Stress negativ auf die Atmung auswirkt und forschte an einer Lösung. Das Resultat ist eine Atemtechnik, die auf eine reduzierte Einatmung setzt und so die Sauerstoffversorgung der Zellen verbessern soll. Menschen mit Asthma wenden diese Methode seither häufig an, aber auch gesunde Menschen trainieren die Nasenatmung auf unterschiedliche Weise zur Krankheitsprävention.

Was bringt das Mundpflaster?

Beim sogenannten Mouth Taping klebt man sich nachts den Mund nicht etwa mit einem einfachen Klebeband, sondern mit einem speziellen Mundpflaster (umgangssprachlich auch Lippen- oder Schnarchpflaster genannt) zu, das atmungsaktiv ist. Von dem Pflaster wird nur ein kleines Stück gebraucht. Es wird mittig auf den Mund geklebt, sodass dieser sich nicht mehr ohne Weiteres öffnen kann. Sich nachts den Mund zuzukleben, soll unter anderem diese Vorteile mit sich bringen:

  • Kein Austrocknen der Mundschleimhäute
  • Weniger Keimbelastung im Mund
  • Reduziertes Schnarchen
  • Training der Nasenatmung

Weiterführend soll unser Gesundheitszustand dadurch permanent verbessert werden. Die positiven Auswirkungen, von denen berichtet wird, gehen unter anderem in die folgenden Richtungen:

  • Stärkung des Immunsystems
  • Erhöhte Konzentrationsfähigkeit
  • Verminderter Mundgeruch
  • Gesündere Zähne und Zahnfleisch
  • Senkung des Blutdrucks
  • Gesunder Verdauungstrakt
  • Förderung der natürlichen Gewichtsabnahme
  • Weniger Kopf- und Rückenschmerzen

Die Angaben berufen sich auf Berichte von Personen, die sich über einen gewissen Zeitraum dem Trend angeschlossen und sich nachts den Mund zugeklebt haben.

Ist die Nasenatmung gesünder als das Atmen durch den Mund?

Zahlreiche Mediziner geben an, dass die Nasenatmung die einzige vollständig gesunde Atmung darstellt. Das ist, unabhängig von dem Trend, sich nachts ein Pflaster auf den Mund zu kleben, wissenschaftlich belegt. Zum einen liegt das daran, dass unsere Nase die Atemluft auf natürlichem Weg reinigt und klimatisiert, da unsere Nasenhaare kleinste Schmutzpartikel, sprich mögliche Keime, direkt abfangen. Unser Mund verfügt nicht über eine solche Funktion, somit strömt die Luft nahezu ungefiltert in unseren Kreislauf.

Gelegentlich durch den Mund zu atmen, ist völlig normal. Es sollte jedoch zur Gewohnheit werden, den größten Teil unserer Atemluft durch die Nase aufzunehmen. Denn die im vorhergehenden Abschnitt genannten Effekte sind in Bezug auf die Nasenatmung nachgewiesen. Unsere Mundflora ist Nasenatmung gesünder, der Sauerstoffgehalt unseres Blutes wird durch die Technik ebenfalls verbessert und wir trainieren sogar unsere Bronchien damit. Dass durch den Mund mehr Sauerstoff aufgenommen werden kann, ist ein Trugschluss, denn der für unseren Körper notwendige [Bohr-Effekt](https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/bohr-effekt/9928#:~:text=Bohr-Effekt%2C die nach dem,Gegenwart hoher Sauerstoffkonzentrationen (Lunge).) tritt tatsächlich bei der Nasenatmung vollständig ein.

Wie erkennt man, ob man nachts durch den Mund atmet?

Gute Frage, werden Sie sicher denken. Schließlich atmet man ohnehin bereits automatisch und im Schlaf realisiert man diesen Vorgang erst recht nicht. Doch aufgepasst, besonders bei einer vorliegenden Erkrankung ist das oft anders.

  • Eines der häufigsten Anzeichen für Obstruktive Schlafapnoe ist starkes Schnarchen. Das Schnarchgeräusch entsteht, wenn sich unsere Atemwege verschließen. Sie kennen das sicher von einer starken Erkältung, bei der man fast automatisch zur Mundatmung übergeht. Rückenschläfer sind besonders betroffen, weil sich in dieser Lage die Zunge und Rachenmuskeln besonders gut entspannen. Anatomische Prädispositionen wie etwa eine Kieferfehlstellung oder schiefe Nasenscheidewände führen ebenfalls zu diesem Effekt und können eine Obstruktive Schlafapnoe begünstigen.
  • Leiden Sie unter starker Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Kopfschmerzen? Diese und weitere Symptome können ein Warnzeichen für eine schlafbezogene Erkrankung beziehungsweise Atmungsstörung sein. Bei Schlafapnoe kommt es in der Nacht zu vielen Atemaussetzern von mehreren Sekunden. Wenn sie einsetzen, versetzt unsere Hirnzentrale den Körper in eine Art SOS-Ausnahmezustand und zwingt ihn, für die Aufnahme von Sauerstoff, für einen kurzen Moment zu erwachen. Diese Wachphasen werden von Betroffenen oft gar nicht bewusst wahrgenommen, doch führen sie oftmals zu massiven Beschwerden im Alltag.
  • Ein trockener Mund und Rachen können weitere Anzeichen dafür sein, dass Sie nachts primär durch den Mund atmen.
Mund zukleben Schlaf

Kann das Zukleben des Munds auch gefährlich sein?

Angst vor dem Ersticken müssen Sie, zumindest bei der Nutzung eines speziellen Mundpflasters, nicht haben. Unser Körper verfügt über einen natürlichen Schutzmechanismus, der uns erwachen lässt, wenn wir zu wenig Luft bekommen. Das passiert auch während Atemaussetzern, die eine Obstruktive Schlafapnoe verursachen.

Daher gilt: Sollten Sie bestehende Schlafprobleme haben, unter gesundheitlichen Beschwerden oder Einschränkungen leiden, ist eine körperliche Untersuchung durch Ihren Haus-, Hals-Nasen-Ohrenarzt oder Lungenspezialisten dringend anzuraten. Es ist wichtig, bestehenden Beschwerden auf den Grund zu gehen, um jegliche gesundheitliche Gefährdung auszuschließen. Ihr Risiko einer Schlafapnoe können Sie darüber hinaus mit dem tragbaren Mini-Schlaflabor Sleepiz komfortabel von zu Hause aus testen – für einmalig nur 119 bis 199 Euro.

Nasenatmung trainieren statt Mouth Taping

Fachexperten bezweifeln eine nachhaltige Wirkung beim Mund zukleben in der Nacht. Schließlich zwingt Mouth Taping zur Nasenatmung, diese wird jedoch nicht auf natürlichem Wege trainiert. Die Chance ist also hoch, dass sie tagsüber oder bei Nacht ohne Mundpflaster weiterhin über den Mund atmen. Daher sind andere Methoden womöglich effizienter.

Um die Nasenatmung im Alltag zu trainieren, ist es vor allem wichtig, sich seiner Atemweise bewusst zu widmen und sich tagsüber auf eine reine Nasenatmung zu konzentrieren – auch beim Sport. Nützliche Tipps zur Verhinderung der Mundatmung gibt es unter anderem auf der Website der Seegartenklinik oder in unserem Artikel zu diesem Thema. Die Atemtechnik, die im Yoga vermittelt wird, kann sehr unterstützend sein, wenn Sie Probleme haben, durch die Nase zu atmen. Unter diesem Link erhalten Sie ein Beispielvideo.

Der FaceFormer ist ein probates Trainingsgerät zur Stärkung der Nasenatmung. Hierbei handelt es sich um Trainingsgerät, das unter neuropsychologischen Gesichtspunkten hergestellt wurde. Unter anderem findet er auch Anwendung bei Kiefergelenkstörungen. Bei massiven Gesundheitsproblemen wie Schlafapnoe werden unter jedoch ärztlicher Aufsicht andere Geräte eingesetzt, wie etwa die CPAP-Atemmaske, die Schnarcherschiene oder der Zungenschrittmacher.

Fazit

Pflaster oder nicht? Einfach einmal ausprobieren! Ein spezielles Mundpflaster – oft auch Schnarchpflaster genannt –  zu verwenden, um sich nachts den Mund zu kleben, ist laut Aussagen von Ärzten grundsätzlich nicht schädlich. Das Zukleben des Munds trainiert durchaus die Nasenatmung, die klinisch gesehen die beste Atemtechnik darstellt. Belegt ist die nachhaltig positive Wirkung des reinen Mouth Tapings jedoch nicht.

Bei Atemproblemen, wenn Sie Schnarcher sind oder weitere Beschwerden wie starke Tagesmüdigkeit verspüren, ist der Gang zum Arzt anzuraten. Hinter diesen Beschwerden kann sich eine Atmungsstörung verstecken, die ohne Behandlung zu ernsten Folgeerkrankungen führen kann. Sich den Mund nachts zuzukleben ist keine gängige Behandlungsweise von Schlafapnoe, diese bedarf einer langfristigen Behandlung unter ärztlicher Anleitung.

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